
Lea Kunz
über die Rolle von Liebe in ihrer Arbeit
Die Liebe spielt in meiner Arbeit eine zentrale Rolle. Die Freundschaft ist definitiv dessen Schlüsselpunkt, aber sie ist eher ein Vektor, nicht das eigentliche Thema. Die Liebe ist eigentlich das Gerüst, das es mir überhaupt ermöglicht hat, diese Arbeit anzufangen. Aber es gab schon mehrere Momente, wo ich selber als Fotografin von gewissen Situationen eingeschüchtert war und nicht mehr weiter wusste. Und aus diesen Situationen helfen mir meine Freunde oft aus. Mit ihrem Mut und mit ihrer Neugier und mit ihrer Verspieltheit. Ohne die Liebe von meinen Freunden und Freundinnen gäbe es diese Arbeit definitiv nicht. Und dafür bin ich ihnen extrem dankbar. Aber die Liebe spielt nicht nur hinter den Kulissen eine wichtige Rolle. In der ganzen Arbeit geht es ja auch um absolute körperliche Freiheit. Und darum, unlogische Interaktionen zu entfesseln. Die Liebe ist auf den Bildern sehr präsent, aber sie ist auch undeutbar und frei von jeglicher Kategorisierung. Man weiß nie, ob die Leute auf der Fotografie Lover sind oder Brüder oder Freunde.

Lea Kunz
über den Entstehungsprozess
Meine Faszination für nackte Körper und für Körper allgemein führt schon zu meiner Kindheit zurück. Meine Eltern waren sehr kunstinteressiert und ich war schon sehr früh von Bildern mit nackten Menschen umgeben und ich hatte eben schnell gemerkt, dass Nacktheit von den meisten Leuten als störend aufgenommen wird, aber die Gründe dazu wurden mir erst viel später klar. Aber genau diese Fähigkeit der Nacktheit zu stören, bewegte mich dazu, mich enger mit dem Thema zu befassen und Bilder von nackten Menschen zu machen, die eben diese Provokationskraft in den Mittelpunkt stellen, auf Ruhe und auf direkte Weise. Ich war es auch sehr müde, dass Nacktheit oft als Vektor zu Genderstigmatisierung und Hypersexualisierung verwendet wird und die Arbeit La Peau des Amis ist also eine langjährige Suche danach, der Nacktheit durch eine neue Körpersprache eine gewisse Absurdität zu verleihen. Und vielleicht auch ein Versuch, anstatt binäre Antworten zu geben, eher Fragen zu stellen, auf die man nicht zu antworten braucht. Zum Beispiel sage ich den Modellen oft, dass sie möglichst versuchen sollen, keinen Sinn zu ergeben. Ich fotografiere auch ausschließlich Leute aus meinem nahen Umkreis, also Familie oder Freunde und Freundinnen. Und viele haben gar nichts mit der Kunstwelt am Hut und sind teilweise schüchtern oder haben keine Ahnung, wie sie sich vor der Kamera überhaupt verhalten sollen. Also wir arbeiten gemeinsam an improvisierten Choreografieren und wir versuchen, den Körperausdruck so weit wie möglich von Verführung und von Attraktivität zu distanzieren. Und ich liebe es eben mit meinen teilweise unbeholfenen Freunden und Freundinnen zu arbeiten, weil sie das naheste an authentischer Körpersprache bieten können, was ich mir vorstellen kann. Und ich liebe Unbeholfenheit, die ist super wichtig, weil sie ermöglicht Bilder, wo man kein Schimmer hat, was eigentlich vor sich geht. Die Kontrolle loszulassen über den Sinn der Bewegung ermöglicht auch ein ruhes und manchmal brutales Resultat, das keine Verschönerung zulässt. Genauso kann eine brutale Auseinandersetzung auch ein Bild extremer Sanftheit erzeugen. Und ja, ich glaube genau dieser Kontrast zwischen Liebe und Brutalität ist ein wichtiger Punkt in der Art und Weise, wie man den nackten Körper in der Arbeit betrachten wird.