Erwin Eisch, ... und im Traum höre ich die Gräser wachsen, 1997
Courtesy Alexander Tutsek-Stiftung, Foto: Michael Bode
15. OKTOBER 2013 – 10. APRIL 2014
Wo bist Du?
Skulpturen von Erwin Eisch
Das künstlerische Schaffen von Erwin Eisch wird durch die
kritische Auseinandersetzung mit seiner Umwelt bestimmt. Mit seiner ganz eigenen poetischen Denkweise sowie seinem die alltäglichen Dinge verfremdenden Humor stellt er Gewohntes in Frage und erzwingt veränderte Sichtweisen. Seine eindrucksvollen Serien von großen Köpfen standen im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie gehen in ihrer Aussage über das Portrait hinaus und zeigen seine spezielle Sicht auf Weggefährt*innen, berühmte Persönlichkeiten sowie in Selbstportraits auch auf ihn selbst. Aus Glas geblasen und so bemalt, dass das ursprüngliche Material nur zu erahnen ist, vermitteln sie eindrücklich die Kraft der innovativen skulpturalen und malerischen Sprache von Erwin Eisch.
Bereits in den 1950er Jahren experimentierte Erwin Eisch am heimischen Glasofen mit dem Material Glas. Als Sohn einer Glasmacherfamilie und Absolvent der Münchner Kunstakademie steht er der traditionellen Glasgestaltung kritisch gegenüber. So entstehen – im Gegensatz zu seinem Umfeld im Bayerischen Wald, das Gebrauchsglas herstellt – zweckentfremdete, nicht gebrauchsfähige Objekte, häufig mit einem Hauch leiser Ironie. Diese frühen Arbeiten, ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung, sind eher unbekannt, da sie nur selten gezeigt werden. Die freigestalteten Objekte zu unterschiedlichen Themen des Alltags, als „Provokation der Form“ tituliert, geben einen wichtigen Einblick in Eischs künstlerisches Denken. Er betont die plastischen Qualitäten des Materials Glas beim Schmelzen bzw. Erstarren und nutzt es nicht in der herkömmlichen Formensprache sondern als skulpturalen Träger seiner künstlerischen Mitteilung.
Die bewegte Studienzeit von Erwin Eisch und seiner späteren Frau Gretel an der Kunstakademie München war der dritte Themenkomplex der Ausstellung. Noch als Student war Eisch 1957 Gründungsmitglied der Gruppe Spur und gründete einige Jahre danach selbst die skandalumwitterte Gruppe Radama. In einer Galerie in Schwabing inszenierte diese Gruppe 1961 ein die Münchner Kunstwelt provozierendes Event: Die Gedächtnisausstellung über den fiktiven Maler Bolus Krim. Zeitungsartikel, Fotografien sowie Skulpturen und Malerei aus der Zeit ließen ein Projekt wieder aufleben, das damals die Presse in ganz Deutschland beschäftigte.
Ausstellungsort
Villa
Karl-Theodor-Str. 27
80803 München