Kiki Kogelnik, Tête en l´air, 1996

Courtesy Alexander Tutsek-Stiftung, Foto: Hans-Joachim Becker

30. MÄRZ – 30. NOVEMBER 2006

Das verlorene Gesicht wiedergefunden

Wir sind alle Experten für Gesichter mit einer erstaunlichen Fähigkeit tausende fremde Gesichter zu unterscheiden und darin die unterschiedlichsten Gefühle zu erkennen. Im Zusammenleben der Menschen spielt das Gesicht eine herausgehobene Rolle. Und in der Kunst? Nachdem die beiden ersten Ausstellungen der Alexander Tutsek-Stiftung mit ihren Länderschwerpunkten zeigten, dass Glas heute zu einer Kunstrichtung mit globalem Charakter geworden ist, stellte die dritte Ausstellung mit dem expliziten Thema Das verlorene Gesicht wieder gefunden das Gesicht als privilegierte Ausdrucksinstanz des Menschen in den Mittelpunkt.

Ausstellungsort
Villa
Karl-Theodor-Str. 27
80803 München

Anfahrt

Durch das Gesicht werden wir zum Individuum, mit dem Gesicht drücken wir differenziert Gefühle aus, mit dem Gesicht kommunizieren wir. Es ist damit eine erlebbare Schnittstelle zwischen dem Innenleben und der Außenwelt. Diese Art Umschlagplatz macht sich die Kunst seit ihren uns bekannten Anfängen zu Nutze. Das Gesicht bildet in der Kunst eines der wichtigsten Elemente, um die Grenze zwischen Ausdruck und Seele, Oberfläche und Tiefe auszuloten.

Die Auswahl der 35 Exponate gab einen Einblick in den Charakter der sich stets weiterentwickelnden Sammlung und bot zugleich einen fundierten Überblick über die zentralen Positionen zeitgenössischer Arbeit mit Glas. Die gezeigten Arbeiten unterstrichen die Eigengesetzlichkeiten der Sprache von Skulptur und Glas gegenüber der Malerei. Das Material Glas wurde von den vorgestellten Künstler*innen als Werkzeug eingesetzt, als Mittel zum Zweck und sie zeigten, dass Glas nicht – wie üblicherweise von diesem Material erwartet – gefällig sein muss.

Nachdem das Gesicht im Studioglas (und nicht nur in dieser Kunstrichtung) lange ausgeblendet wurde, kehrte es über die Köpfe von Erwin Eisch (Deutschland) wieder zurück. In seiner Portrait-Serie wird der aus Glas geblasene unmittelbare plastische Kopf durch die Bemalung zum Bildträger für seine jeweils sehr spezifische, symbolische Aussage. Mark Bokesch-Parsons (England/USA) war in der Ausstellung mit einem seiner eindrucksvollen Köpfe, der innere Geheimnisse und Träume widerspiegelt, vertreten. Die von Janusz Walentynowicz (USA/Dänemark) gestalteten morbiden Frauenskulpturen zeigten mit ihren entrückten Gesichtern eine ganz eigene Art der zeitgenössischen Skulptur. Sehr berührend zeigten die Köpfe von Sibylle Peretti (Deutschland) den verstörten Ausdruck geschädigter Kinder. Scott Chaseling (Australien) ließ auf seinen technisch innovativen Gefäßen Gesichter in Comic-Strip Manier Szenen des heutigen Lebens erzählen. Starke Emotionen ergründete Karen LaMonte (USA) in Glas erstarrten Spiegelbildern.

Mit Arbeiten von:

Hank Murta Adams

Mark Bokesch-Parsons

Scott Chaseling

Erwin Eisch

Jan Exnar

Ariane Forkel

Alison Kinnaird

Kiki Kogelnik

Karen LaMonte

Stanislav Libenský & Jaroslava Brychtová

Paolo Martinuzzi

Richard Meitner

Masayo Odahashi

Sibylle Peretti

Robert Palusky

Clifford Rainey

David Reekie

Gerhard Ribka

Anne-Lise Riond Sibony

Christian Schmidt

Essi Utriainen

Bertil Vallien

Janusz Walentynowicz

Steve Wingfield

Ann Wolff

Dana Zámecníková

Steven Easton